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Ausleitende Verfahren

Den ausleitenden Verfahren liegt das Konzept der Humoral-Lehre nach Hippokrates zugrunde. Nach der Humoral-Lehre (Säftelehre) werden die Körperfunktionen von den vier Kardinalssäften (Blut, Schleim, Gelbgalle und Schwarzgalle) bestimmt. Gesundheit und Krankheit (Eukrasie und Dyskrasie) werden von der Mischung und der Reinheit dieser vier Säfte beeinflusst.
Durch die ausleitenden Verfahren sollen diese Säfte wieder in ihr natürliches Gleichgewicht gebracht werden. Zu den klassischen ausleitenden Verfahren zählen das Schröpfen (Trocken oder Blutig), das Baunscheidtieren, die Kantharidenpflaster und auch die Blutegeltherapie.

Humoral-Medizin

Die Humoral-Medizin geht auf den griechischen Arzt Hippokrates von Kos zurück und war bis ins 19. Jahrhundert die allgemein anerkannte Krankheitslehre. Ihre Lehre ist ein wichtiger Teil der medizinischen Geschichte und hat die Entwicklung der Medizin beeinflusst.
Die Humoralmedizin ist eine alte medizinische Theorie, die besagt, dass der Körper aus vier verschiedenen Körpersäften (Humores) besteht: Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle. Diese Säfte sollten im Gleichgewicht (Eukrasie) sein, um Gesundheit und Wohlbefinden zu gewährleisten.
Die Theorie der Humoralmedizin geht auf die antike griechische Medizin zurück und wurde im Mittelalter weiterentwickelt. Die Idee war, dass Krankheiten durch ein Ungleichgewicht oder eine Überproduktion (Dyskrasie) eines der vier Körpersäfte verursacht werden können. Ein Beispiel dafür wäre, dass eine Überproduktion von schwarzer Galle zu Depressionen führen könnte.

Schröpfen

Wie allen ausleitenden Verfahren liegt auch dem Schröpfen das Konzept der Humorallehre zugrunde. Diese basiert auf der Vorstellung, dass die Körperfunktionen von den vier Säften Blut, Schleim, schwarze Galle und gelbe Galle gesteuert werden. Die Ausgewogenheit der vier Säfte ist die wichtigste Voraussetzung für Gesundheit.
Krankheiten entstehen aufgrund einer falschen Mischung der vier Körpersäfte. Dieses Ungleichgewicht kann beseitigt werden, indem man überflüssige Säfte nach aussen ableitet. Dies geschieht entweder über die Haut oder über andere Organe wie den Darm oder die Nieren.
Darüber hinaus ist Schröpfen auch eine Reiztherapie, bei der man sich das Prinzip der Reflexzonen zu Nutze macht: Verschiedene Hautbereiche, sogenannte Head-Zonen, sind über Nervenbahnen mit bestimmten inneren Organen verbunden. Aufgrund dieser Nervenverbindungen können Störungen eines inneren Organs reflexartig Schmerzen oder Veränderungen (Überempfindlichkeit, Eindellungen, Quellungen) in dem zugehörigen Hautareal und dem darunter liegenden Bindegewebe auslösen. Diese Verbindung nutzt man bei den Reiz- oder Reflextherapien in umgekehrter Richtung: Übt man mechanisch oder mit Wärme oder Medikamenten einen Reiz auf ein bestimmtes Hautgebiet aus, so beeinflusst man auf diese Weise auch das mit diesem Hautbereich verbundene erkrankte Organ.

Baunscheidtieren "Akupunktur des Westens"

Der deutsche Tüftler und Erfinder Carl Baunscheidt (1809 - 1873) entwickelte in der Mitte des 19. Jhdt. ein Gerät und dazu ein neues Heilverfahren, mit dessen Hilfe es zu einer starken Verbesserung der Durchblutung und zur Ausscheidung von Giftstoffen über die Haut kommt. Das von Baunscheidt entwickelte Gerät wurde anfänglich Dermatobioticon genannt, bis etwa 1888 mit dem Namen "Mücke" belegt, so hieß auch eine Fachzeitschrift für das Baunscheidtieren, und war wegen seiner guten Erfolge im Volksmund jener Jahre bald als "Lebenswecker" bekannt.

Das Verfahren selbst ist recht einfach: Mit Hilfe des Baunscheidtiergerätes, das über einen tiefeneinstellbaren Nagelkopf verfügt, wird die Hautoberfläche schmerzlos leicht angeritzt (gestichelt). Danach werden diese gestichelten Hautpartien mit Spezialöl eingerieben. Das Öl fördert die Durchblutung und leitet das Ausscheidungsverfahren ein, das sich dann wenig später in Form von kleinen, eitrigen Pickeln auf der Haut bemerkbar macht. Diese Pickel sind gewollt und verschwinden nach rund zwei Wochen meist von ganz alleine. Kleine dunkle Hautstellen, die manchmal noch zurückbleiben, verschwinden ebenfalls wieder. Nur wenn zu tief gestichelt wird, kann es zu kleinsten Narben kommen, doch dies geschieht bei einem Fachmann im Regelfall nicht. Während sich die Pickel bilden, lassen meist die Beschwerden, in unserem Fall die Hämorrhoidenschmerzen, rasch nach. Die gestichelten Hautstellen fühlen sich für einige Tage warm an, verursachen selbst aber keine neuen Beschwerden. Hautempfindliche Menschen müssen sich allerdings ein wenig zusammenreißen, um einem leichten Juckreiz nicht nachzugeben und so die Pickel unnötig aufzukratzen.
Neben dem bereits erwähnten Baunscheidtiergerät mit einem Nadelkopf gibt es auch ein solches mit einer Nadelrolle, es wird als Vitralisator bezeichnet. Hierbei kann man die Eindringtiefe der Nadeln durch den Druck regulieren, mit dem man das Gerät über die Haut führt. Es darf aber beim Einsatz beider Geräte kein Blut aus der Haut treten, denn dann ist die Eindringtiefe für eine wirksame Heilung zu tief und es kann zu entzündlichen Hautstellen kommen. Wer das Baunscheidtieren einmal ausprobieren möchte, sollte sich unbedingt an einen geübten Fachmann wenden.

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